Tolerance Day auf ProSieben

So ich weiß nicht ob das direkt heute war, oder ob das nur wieder so Beiträge über die ganze Woche vorm “Tolerance Day” sind, es interessiert mich nicht.
Ich habe auch überlegt, ob ich dem ganzen Quark einen Beitrag widme – ich kann aber nicht anders.
Es ist so traurig, dass ProSieben solche Aktionen startet. Es mag ein guter Gedanke dahinter stecken, aber einen Tag (zusätzlich zum offiziellen Tolerance Day, den es schon längst gibt) etablieren zu wollen, an dem die Deutschen besonders deutlich zeigen sollen, wie ungemein tolerant sie sind, das ist so ungemein typisch deutsch.
Ich könnte kotzen.
Erst die Extrawurst und dann dieses Demonstrative. Ein Tag im Jahr (eigentlich ja nun zwei), wo die Deutschen sich mal zusammenreißen sollen. Brauchen wir das?
Wenn ja, wie traurig ist das?
Und dann die Umsetzung von ProSieben.
Heute kam so eine Sendung, an der wir hängen geblieben sind, als wir Hardcore Langeweile-Zapping betrieben.
Ich bin sicher, der Gedanke von Pro7 dahinter war, die einzelnen Mitglieder diverser Randgruppen zu zeigen, über die viele Vorurteile existieren und zu zeigen, dass es auch so gesehen völlig normale Menschen sind und das man da durchaus mal etwas toleranter sein könnte.

Heraus kam aber ein Füllhorn bestätigter Vorurteile und ich bin sicher, manch einer bekam sogar noch neue Inspiration für weitere.

Da waren die leicht überheblich wirkenden Veganer, die wie Ökos in ner Art Bauernhaus lebten und sich -zig Tiere hielten, die sie vegan (da schreib ich nachher auch noch was zu) ernährten, die auch ihr Kind zum Veganer erzogen und wo manche Antwort schon erahnen ließ, das Kind solle sich später besser nicht mit Fleisch sehen lassen.
Da waren ebenso die Zeugen Jehovas, wie sie von Tür zu Tür zogen, wie sie Homosexualität für einen Irrglauben halten, der mit viel Arbeit an sich selbst (haha…) bekämpft werden könne um wieder ein normales Leben zu führen und wie sie Familienangehörige verstoßen, wenn sie sich dem Glauben abwenden.
Sie waren gekleidet, wie eine religiöse Vorzeigefamilie, sämtliche Klischees erfüllend.
Da war der “Freak”, der sich irgendwie von Türmen und einem Atomkraftwerk sexuell angezogen fühlte und natürlich auch ein an Tourette Erkrankter.
Wie gesagt, ich kann mir denken, worauf diese Berichterstattung vermutlich hinaus wollte, aber ich befürchte erreicht, hat sie das genaue Gegenteil: Eine Festigung aller bereits existierender Klischees und Vorurteile.

Und: Vorurteile sind schließlich genau das, was Toleranz erst nötig macht, wo sie selbstverständlich sein sollte.

xxx, YM

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2 Senfs zu Tolerance Day auf ProSieben

  1. Gabi meint:

    Inwiefern unterstützt ein Fernsehprogramm die Toleranz von Menschen? Es geht da nur noch um Marketing und Image des Senders,mehr nicht.

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