Diese Amoklauf-/Schulmassaker-Geschichten bringen mich immer wieder in diese seltsam verwirrende Position, dass ich nicht mehr weiß an wem ich hier eigentlich zweifeln muss – wirklich an mir oder an den anderen?
Mein Leben lang schon beobachte ich Menschen. Ich schaue, wie sie sich wann benehmen. Ich hinterfrage, warum sie sich wann wie benehmen.
Ich speichere Daten in meinem Kopf ab, unter welchen Bedingungen sie was taten und vergleiche, ob sie unter den gleichen oder ähnlichen Bedingungen erneut auf die gleiche oder ähnliche Weise reagiere. Ich lernte zu erkennen mit welcher Wahrscheinlichkeit jemand etwas wann und wie tut.
Das ist nicht immer logisch oder rational, aber idR irgendwie nachvollziehbar. Die Ursachen sind selten soweit von der Folge entfernt, dass ich nicht doch noch irgendwie einen Zusammenhang herstellen könnte – was in dem jeweiligen Kopf vorgegangen sein könnte. Zumal die meisten Menschen, so scheint es, selten weiter als einen Schritt vorausdenken.
Ich bildete mir immer ein, ich würde Menschen gut verstehen. Wenngleich es immer wieder Situationen gab, wo das offenbar nicht so war – ich registrierte z.B. nicht, ob und wenn, welche Erwartungen jemand gerade an mich hatte. Ich bekam zum Geburtstag ein Geschenk und bedankte mich brav. Der Schenkende stand da und guckte, lächelte ein bisschen verlegen – da war dieser seltsame Moment. Wollte er jetzt eine Umarmung? Sollte ich tanzen vor Freude? Ich freute mich, aber musste ich das zum Ausdruck bringen? Welches Maß an Freude musste ich aufbringen, dass es angemessen war?